Studieninformationen

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Foto: IFB AdipositasErkrankungen

Adipositas (Fettleibigkeit) bezeichnet eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts. Zur Beurteilung des Gewichtes und zur Bestimmung des Schweregrades der Adipositas wird der Body-Mass-Index (BMI) Der BMI ist der Quotient aus Gewicht und Körpergröße zum Quadrat (kg/m²).

Die Leitlinien der Deutschen Adipositas Gesellschaft geben folgende Gewichtsklassifikation nach BMI im Erwachsenenalter vor:
BMI = 25-29,9 kg/m² -> Übergewicht
BMI = 30-34,9 kg/m² -> Adipositas Grad I
BMI = 35-39,9 kg/m² -> Adipositas Grad II
BMI ≥ 40 kg/m² -> Adipositas Grad III
berechnet.

Die Adipositaschirurgie (auch bariatrische Chirurgie genannt, griechisch "baros" = Schwere, Gewicht) wird bei Menschen in Betracht gezogen, die eine Adipositas Grad III oder eine Adipositas Grad II mit erheblichen medizinischen Begleiterkrankungen aufweisen und bei denen die konservative Therapie (Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie) nicht zum gewünschten Ziel geführt hat. Ihren Effekt erzielt die Adipositaschirurgie entweder durch eine Verkleinerung des Magenvolumens (restriktive Verfahren), durch die Verhinderung der Verdauung von Nahrungsmitteln (malabsorptive Verfahren) oder durch eine Kombination beider Verfahren. Bekannte Operationsverfahren sind das Magenband Das verstellbare Magenband ist ein restriktives Verfahren. Durch das Magenband wird ein Vormagen abgetrennt, der die Nahrungsaufnahme durch sein kleines Volumen begrenzt. , der Schlauchmagen Der Schlauchmagen ist ein restriktives Verfahren. Beim Schlauchmagen wird der größte Teil des Magens entfernt, sodass vom schlauchförmigen kleinen Restmagen nur eingeschränkt Nahrungsmengen aufgenommen werden können. Darüber hinaus wird der Teil des Magens entfernt, der das Hungerhormon Ghrelin bildet. , der Magenbypass Der Magenbypass kombiniert Restriktion (Magenverkleinerung) und Malabsorption (verminderte Nährstoffaufnahme). Beim Magenbypass wird ein Vormagen gebildet, welcher dann mit einer Dünndarmschlinge verbunden wird. Der Vormagen kann aufgrund seines geringen Volumens nur wenig Nahrung aufnehmen. Außerdem wird der Dünndarm so umgeleitet, dass die Verdauungssäfte erst zu einem späteren Zeitpunkt auf die Nahrung treffen. Dadurch wird ein Großteil der Nährstoffe und Kalorien nicht verdaut, sondern verlässt den Körper wieder mit dem Stuhl. und die bilioprankreatische Diversion Die bilioprankreatische Diversion kombiniert Restriktion (Magenverkleinerung) und Malabsorption (verminderte Nährstoffaufnahme). Hierbei wird die Nahrungsaufnahme nur leicht restriktiv beeinflusst (Entfernung eines Teils des Magens), sehr stark hingegen die Verdauung und Aufnahme von Nährstoffen verringert, da die erste Hälfte des Dünndarms von der Passage der Verdauungssäfte abgetrennt wird. .

Ein adipositaschirurgischer Eingriff führt im Allgemeinen zu einer langfristigen Gewichtsreduktion und verbessert neben medizinischen Begleiterkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Diabetes) auch psychosoziale Folgeerscheinungen der Adipositas (z. B. Lebensqualität, Wohlbefinden). Jedoch zeigt ein substantieller Anteil von Patienten keinen oder einen nur unzureichenden Gewichtsverlust sowie eine Gewichtswiederzunahme über die Zeit hinweg. Es ist weitgehend unklar, welche Faktoren den Behandlungserfolg voraussagen. Erste Forschungsergebnisse zeigen, dass die Adipositaschirurgie das Essverhalten sowie das psychische und soziale Wohlbefinden wesentlich beeinflusst und dass diese Faktoren relevant für das Gewichtsmanagement nach der Operation sind.

Ziel der Studie

Ziel der PRAC-Studie ist die Identifikation von Faktoren, die eine dauerhafte Gewichtsreduktion nach einem adipositaschirurgischen Eingriff unterstützen bzw. ein Risiko für eine neuerliche Gewichtszunahme nach zuvor erfolgreicher Gewichtsabnahme darstellen. Dabei soll die PRAC-Studie den Einfluss psychosozialer Faktoren auf den Erfolg der Adipositaschirurgie langfristig abbilden und aufklären, welche Menschen nach der Operation einen erhöhten Bedarf an Verhaltenstherapie aufweisen.

Teilnehmer der Studie

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Von März 2012 bis April 2015 wurden Patienten, die einen adipositaschirurgischen Eingriff planen, deutschlandweit in folgenden sechs Zentren in die Studie eingeschlossen:

  • Gera: Wald-Klinikum (PD Dr. Christine Stroh)
  • Hamburg: Schön Klinik Hamburg Eilbek (Dr. Beate Herbig)
  • Hamburg: Asklepios Westklinikum (Prof. Dr. Dr. Thomas Carus)
  • Konstanz: Klinikum Konstanz (Dr. Stefan Kaiser)
  • Leipzig: Universitätsklinikum (Prof. Dr. Anja Hilbert, Prof. Dr. Arne Dietrich)
  • Würzburg: Universitätsklinikum (PD Dr. Florian Seyfried)

Seit Mai 2015 erfolgt die Aufnahme neuer Teilnehmer in das psychosoziale Register der Adipositaschirurgie (PRAC) ausschließlich im Zentrum Leipzig. Alle Teilnehmer müssen vor Studieneinschluss mindestens 13 Jahre alt sein und in den nächsten Monaten eine bariatrische Operation (Magenbypass, Schlauchmagen, Magenballon oder Magenband) planen.

Ablauf der Studie

Die Studie setzt sich aus einer telefonischen Befragung zum Essverhalten der Teilnehmer und der Beantwortung verschiedener Fragebögen zum psychischen Wohlbefinden, zum Ess- und Bewegungsverhalten, zum Körperbild, zur Lebensqualität und zur gewichtsbezogenen Stigmatisierung zusammen. Die Fragebögen werden anonymisiert in schriftlicher Form oder online mit Passwortschutz von den Teilnehmern ausgefüllt.

Die Erhebungstermine finden vor der Operation, 6 Monate nach der Operation sowie anschließend im jährlichen Abstand bis acht Jahre nach der Operation (je nach Studieneinschluss) statt. Dadurch können auch langfristige Veränderungen erfasst werden. Zur Terminvereinbarung für die einzelnen Befragungen nach erfolgter Operation setzt sich das Studienteam in Leipzig mit den Teilnehmern telefonisch in Verbindung.

Ablauf der Studie
Ablauf der Studie

Aufwandsentschädigung

Alle Teilnehmer leisten einen wichtigen Beitrag für die Forschung. Die Studienteilnahme ist mit einem voraussichtlichen Nutzen verbunden, denn die Betroffenen können von den Ergebnissen profitieren, indem neue Therapieformen entwickelt werden. Darüber hinaus erhalten alle Teilnehmer bei vollständiger Teilnahme an den jährlichen Befragungen nach der Operation eine Aufwandsentschädigung.


Quellennachweis

Chirurgische Arbeitsgemeinschaft für Adipositastherapie, CA-ADIP. S3-Leitlinie: Chirurgie der Adipositas (2010)

Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) e.V., Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE), Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) e.V. (Hrsg.). Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur "Prävention und Therapie der Adipositas". Version 2.0 (April 2014)