Studienergebnisse - Veröffentlichungen

Der Einfluss von Selbstwirksamkeit und Selbststigma auf die körperliche Aktivität präbariatrischer Patienten

Zusammenfassung: 179 Teilnehmer der PRAC-Studie wurden vor ihrem adipositaschirurgischen Eingriff mittels Fragebogen zu ihrer körperlichen Aktivität, Selbstwirksamkeit und ihrem Selbststigma befragt. Selbstwirksamkeit beschreibt die allgemeine Überzeugung, schwierige Situationen aufgrund der eigenen Fähigkeiten zu meistern. Selbststigma wiederum ist dadurch gekennzeichnet, dass negative gewichtsbezogene Vorurteile verinnerlicht und auf die eigene Person bezogen werden. Eine geringere Selbstwirksamkeit hing mit einer geringeren körperlichen Aktivität zusammen. Dieser Zusammenhang wird durch ein größeres Selbststigma erklärt. Bei der Vorhersage moderater und anstrengender körperlicher Aktivität kommt dem Selbststigma folglich eine wichtige Rolle zu.

Foto: IFB AdipositasErkrankungen
Foto: IFB AdipositasErkrankungen

Hintergrund: Für den Langzeiterfolg eines adipositaschirurgischen Eingriffs ist körperliche Aktivität ebenso von fundamentaler Bedeutung wie für die konservative Behandlung adipöser Patienten. Das Bewegungsverhalten adipositaschirurgischer Patienten ist jedoch unzureichend, sodass es Interventionen bedarf, die frühzeitig an relevanten psychosozialen Einflussfaktoren ansetzen. Untersuchungen belegten einen positiven Zusammenhang zwischen Selbstwirksamkeit und körperlicher Aktivität in verschiedenen nicht-adipositaschirurgischen Stichproben. Ferner konnte in neueren Studien ein Einfluss des Selbststigmas übergewichtiger und adipöser Patienten auf zentrale gesundheitsbezogene Aspekte dokumentiert werden. Aufgrund dieser Vorbefunde soll in der vorliegenden Arbeit der Einfluss der allgemeinen Selbstwirksamkeit und des Selbststigmas auf verschiedene Intensitäten der körperlichen Aktivität bei Patienten vor einem adipositaschirurgischen Eingriff untersucht werden.

Methode: Im Rahmen des Psychosozialen Registers der Adipositaschirurgie (PRAC) wurden bei N = 179 Patienten vor einem adipositaschirurgischen Eingriff anhand von Selbstbeurteilungsfragebögen die allgemeine Selbstwirksamkeit, das Selbststigma sowie verschiedene Intensitäten der körperlichen Aktivität erfasst. Mediationsbeziehungen wurden mithilfe von Strukturgleichungsmodellen getestet.

Ergebnisse: Der Zusammenhang zwischen allgemeiner Selbstwirksamkeit und moderater bzw. anstrengender Aktivität wurde nach Kontrolle soziodemografischer Parameter vollständig durch das Selbststigma vermittelt. Dabei prädizierte eine geringere allgemeine Selbstwirksamkeit ein größeres Selbststigma, welches wiederum eine geringere körperliche Aktivität vorhersagte. Die Fit-Indizes weisen auf eine gute Modellanpassung hin.

Schlussfolgerungen: Patienten mit geringer Selbstwirksamkeit bewegen sich weniger, vor allem bei größerem Selbststigma. Die Ergebnisse verdeutlichen die zentrale Rolle des Selbststigmas für die körperliche Aktivität vor einem adipositaschirurgischen Eingriff. Längsschnittanalysen, die seinen Einfluss auf das Bewegungsverhalten nach der Operation untersuchen, sind jedoch erforderlich um zu klären, ob Interventionen zur Reduktion des Selbststigmas für die langfristige Gewichtsreduktion von Bedeutung sind.