Studienergebnisse

OPERATIONSVERFAHREN
Magenbypass 61,1%
Schlauchmagen 37,9%
Magenballon 0,7%
Magenband 0,3%
Magenschrittmacher < 0,1%
Tabelle 1: Häufigkeiten der Operationsverfahren

Stichprobenbeschreibung (Stand: September 2025)

Von März 2012 bis September 2025 wurden 1261 Teilnehmer in die PRAC-Studie eingeschlossen. 1073 Teilnehmer wurden bisher operiert. 64.5 % der (operierten) Studienteilnehmer waren weiblich. Der Body-Mass-Index (BMI, kg/m²) betrug vor der Operation im Durchschnitt 48.61 kg/m². Tabelle 1 zeigt die Häufigkeiten der einzelnen Operationsverfahren.

 

Veröffentlichungen

Zusammenfassung: Teilnehmer der PRAC-Studie (N = 856) wurden anhand der Veränderungen von Gewicht, depressiven Symptomen, Essstörungs-Psychopathologie und gesundheitsbezogener Lebensqualität innerhalb von fünf Jahren nach bariatrischer Operation in drei verschiedene Verlaufsgruppen eingeteilt: ein früher Rückfall nach anfänglicher Verbesserung (2,8 % der Teilnehmer), eine allmähliche Verschlechterung nach Besserung (89,1 %) sowie eine anhaltende Verbesserung (8,1 %). Diese Muster sagten die Messwerte sechs Jahre nach Operation zuverlässig voraus. Teilnehmer mit anhaltender Verbesserung wiesen die günstigsten, jene mit frühem Rückfall die ungünstigsten Prognosen auf. Multivariate Verlaufsgruppen sagten die Messwerte besser voraus als gewichtsspezifische Verlaufsgruppen allein. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer frühzeitigen, umfassenden Verlaufskontrolle, die neben Gewicht auch psychische Faktoren einbezieht, um Rückfällen vorzubeugen und gezielte Interventionen einzuleiten.

Hilbert A, Strömer A, Staerk C, Schreglmann B, Mansfeld T, Sander J, et al. Multivariate trajectories of weight and mental health and their prognostic significance 6 years after obesity surgery. Int J Eat Disord. 2025. Epub 2025 Aug 25. doi:10.1002/eat.24527 (Pubmed Link)

 

Zusammenfassung: Bei 804 präbariatrischen Teilnehmern der PRAC-Studie wurde geprüft, ob soziale Unterstützung die negativen Folgen internalisierter gewichtsbezogener Vorurteile abmildern kann. Eine stärkere Internalisierung gewichtsbezogener Vorurteile ging mit mehr depressiven Symptomen, geringerer gesundheitsbezogener Lebensqualität und niedrigerem Selbstwert einher. Soziale Unterstützung zeigte zwar günstige direkte Effekte auf Depression und Selbstwert, milderte aber den negativen Einfluss von internalisierten gewichtsbezogenen Vorurteilen auf Depression, Lebensqualität und Selbstwert nicht ab. Die Ergebnisse sprechen für eine Erfassung, sowohl der Internalisierung gewichtsbezogener Vorurteile als auch der soziale Unterstützung bereits vor der Operation, sodass diese durch gezielte Interventionen adressiert werden können. Prospektive Studien sollten klären, ob soziale Unterstützung langfristig eine Schutzfunktion entwickeln kann.

Kaden J, Hübner C, Mansfeld T, Sander J, Seyfried F, Kaiser S, et al. The application of Cohen’s stress-buffering model for weight bias internalization in prebariatric patients. Obes Facts. 2024;17(5):483–490. Epub 2024 Jun 19. doi:10.1159/000539857. (Pubmed Link)

 

Depressive Symptome bei Patienten vor Adipositaschirurgie: Zusammenhang mit Stigmatisierungerfahrungen und Gewichts- und Figursorgen

Zusammenfassung: 854 Teilnehmer der PRAC-Studie wurden vor ihrem bariatrisch-chirurgischen Eingriff mittels Fragebögen zu erlebter gewichtsbezogener Stigmatisierung, negativer gewichtsbezogener Selbststereotypisierung, Gewichts- und Figursorgen sowie depressiven Symptomen befragt. Es sollte getestet werden, ob depressive Symptome im Zusammenhang mit erlebter gewichtsbezogener Stigmatisierung stehen und welchen Einfluss die gewichtsbezogene Selbststereotypisierung und Gewichts- und Figursorgen darauf haben. Die Ergebnisse zeigen, dass die Internalisierung von gewichtsbezogener Stigmatisierung teilweise die Beziehung zwischen gewichtsbezogenen Stigmatisierungserfahrungen und depressiven Symptomen vermittelte. Dieser Effekt war besonders stark bei Teilnehmern mit geringen und moderaten Gewichts- und Figursorgen. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit von Interventionen, die auf die Reduktion der Internalisierung von gewichtsbezogenen Vorurteilen abzielen, um die psychische Gesundheit von Betroffenen zu verbessern.

Fabrig A, Schmidt R, Mansfeld T, Sander J, Seyfried F, Kaiser S, et al. Depressive symptoms among bariatric surgery candidates: associations with stigmatization and weight and shape concern. Nutrients. 2024;16:510. doi:10.3390/nu16040510. (PubMed Link)

 

Psychometrische Eigenschaften der WBIS/-M in einer repräsentativen präbariatrischen Stichprobe - Hinweise für eine verbesserte 10-Item-Version

Zusammenfassung: Die Weight Bias Internalization Scale (WBIS) und die Modified Weight Bias Internalization Scale (WBIS-M) sind anerkannte Fragebögen zur Bewertung der Internalisierung von gewichtsbezogenen Vorurteilen bei bariatrischen Patienten. In dieser Studie wurden die psychometrischen Eigenschaften beider Skalen an 825 präbariatrischen Patienten untersucht.  Die psychometrischen Analysen zeigen, dass eine neue 10-Item-Version (ohne Item 4)  verbesserte Item-Charakteristika, interne Konsistenz, konvergente und divergente Validität und einen verbesserten Model-Fit im Vergleich zu den 11-Item-Versionen erzielt. Die zufriedenstellendsten psychometrischen Eigenschaften wurden für die 10-Item-Version der WBIS-M gefunden. Folglich sollte diese zukünftig bei präbariatrischen Patienten eingesetzt werden, um gewichtsbezogene Selbststereotypisierung zu erfassen und mit gezielten diesbezüglichen psychologische Interventionen verbesserte Resultate der bariatrischen Chirurgie zu ermöglichen.

Schraven S, Hübner C, Eichler J, Mansfeld T, Sander J, Seyfried F, et al. Psychometric properties of the WBIS/M in a representative prebariatric sample: evidence for an improved 10-item version. Obes Facts. 2024;17(4):329–337. doi:10.1159/000537689. (PubMed Link)

 

Nicht-normative Essverhaltensweisen und Essstörungen und ihre Assoziationen mit Gewichtsverlust und Lebensqualität innerhalb von 6 Jahren nach einer Adipositaschirurgie

Zusammenfassung: Der Artikel ging der Frage nach, ob Essstörungen und nicht-normatives Essverhalten langfristig mit dem Gewichtsverlust und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQOL) bis zu 6 Jahre nach einem adipositaschirurgischen Eingriff verbunden sind. Die Ergebnisse mit 748 Teilnehmern der PRAC-Studie zeigten, dass Essstörungen und nicht-normative Essverhaltensweisen keinen signifikanten prospektiven Zusammenhang mit dem Gewichtsverlust aufwiesen. Das Vorlieger einer Essanfallsstörung von geringer Häufigkeit/begrenzter Dauer und unkontrolliertes Essen sagten jedoch signifikant eine geringere Lebensqualität vorher. Die Studie verdeutlicht die prospektive Relevanz von Essanfällen und Kontrollverlusterleben beim Essen für den langfristigen Verlauf der Lebensqualität nach einer Adipositaschirurgie. Eine postoperative Überwachung könnte dabei Patienten identifizieren, die eine gezielte Prävention oder Psychotherapie benötigen.

Hilbert A, Staerk C, Strömer A, et al. Nonnormative eating behaviors and eating disorders and their associations with weight loss and quality of life during 6 years following obesity surgery. JAMA Netw Open. 2022;5:e2226244. doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.26244 (Pubmed Link)

 

Prä- und postbariatrische Subtypen und ihre Vorhersagekraft für den Langzeiterfolg der Adipositaschirurgie

Zusammenfassung: 229 Teilnehmer der PRAC-Studie wurden vor sowie zwei Jahre nach ihrem adipositaschirurgischen Eingriff mittels Fragebögen zu ihrer Impulsivität, Selbstkontrolle, Emotionsregulation und zu ihrem Essverhalten befragt. Basierend auf diesen Angaben konnten fünf prä- und drei postbariatrische Subtypen unterschieden werden, die sich in Bezug auf Fähigkeiten zur Selbst- und Emotionskontrolle unterschieden. Patienten, die vor bariatrischer OP mangelnde Selbst- und Emotionskontrolle aufwiesen, zeigten ein erhöhtes Risiko, diese auch nach OP aufzuweisen. Im Hinblick auf die Vorhersagekraft von allgemeiner und essstörungsspezifischer Psychopathologie drei Jahre nach OP konnte gezeigt werden, dass die postbariatrischen Subgruppen die Essstörungspsychopathologie, Depression und Lebensqualität drei Jahre nach OP besser vorhersagten als die präbariatrischen Subgruppen, während beide Gruppen den Gewichtsverlust nach OP nicht vorhersagen konnten. Die Nachsorge sollte daher individuell an die kognitiven und emotionalen Profile der drei postoperativen Subtypen angepasst werden, um maximale Erfolge der Adipositaschirurgie zu gewährleisten.

Schäfer L, Hübner C, Carus T, Herbig B, Seyfried F, Kaiser S, et al. Pre- and postbariatric subtypes and their predictive value for health-related outcomes measured 3 years after surgery. Obes Surg. 2019;29(1):230–238. (Pubmed Link)

 

Unterscheidung präbariatrischer Subtypen anhand von Temperament, Emotionsdysregulation und enthemmten Essverhalten

Zusammenfassung: 370 Teilnehmer der PRAC-Studie wurden vor ihrem adipositaschirurgischen Eingriff mittels Fragebögen zu ihrer Impulsivität, Selbstkontrolle, Emotionsregulation und zu ihrem Essverhalten befragt. Basierend auf diesen Angaben konnten fünf präbariatrische Subtypen unterschieden werden, die sich in Bezug auf Fähigkeiten zur Selbst- und Emotionskontrolle unterschieden. ‚Stark unterkontrollierte' Patienten mit schweren Defiziten in Selbststeuerung und Emotionsregulation berichteten ausgeprägtes enthemmtes Essverhalten und waren durch eine erhöhte allgemeine und essstörungsspezifische Psychopathologie (44,1 % Depressionsdiagnosen, 17,2 % Binge-Eating-Störungs-Diagnosen)charakterisiert. Prä- und postoperative Interventionen sollten daher individuell an die kognitiven und emotionalen Profile der fünf Subtypen angepasst werden, um maximale Erfolge der Adipositaschirurgie zu gewährleisten.

Details zur Publikation

Schäfer L, Hübner C, Carus T, Herbig B, Seyfried F, Kaiser S, et al. Identifying prebariatric subtypes based on temperament traits, emotion dysregulation, and disinhibited eating: a latent profile analysis. Int J Eat Disord. 2017;50(10):1172–1182. (Pubmed Link)

 

Selbststigmatisierung, Emotionsregulation und nicht-normatives Essverhalten bei präbariatrischen Patienten

Zusammenfassung: 240 Teilnehmer der PRAC-Studie wurden vor ihrem adipositaschirurgischen Eingriff mittels Fragebogen zu Selbststigmatisierung, Emotionsregulation und zu ihrem Essverhalten befragt. Selbststigmatisierung ist dadurch gekennzeichnet, dass abwertende, gewichtsbezogene Vorurteile verinnerlicht und auf die eigene Person bezogen werden. Emotionsregulation hingegen beschreibt die Fähigkeit, die eigenen Emotionen zu beeinflussen und zu kontrollieren (z.B. hinsichtlich ihrer Intensität oder Dauer). Patienten mit einer hohen Selbststigmatisierung weisen ein erhöhtes Risiko auf, ein auffälliges Essverhalten zu entwickeln (z. B. Essen ohne Hunger oder Essen als Reaktion auf negative Emotionen), insbesondere dann, wenn sie Schwierigkeiten mit der Regulation ihrer Emotionen haben. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Behandlungsangeboten zum Abbau der Selbststigmatisierung und zur Verbesserung der Emotionsregulationsfähigkeiten bei präbariatrischen Patienten.

Details zur Publikation

Baldofski S, Rudolph A, Tigges W, Herbig B, Jurowich C, Kaiser S, Dietrich A, Hilbert A. Weight bias internalization, emotion dysregulation, and non-normative eating behaviors in prebariatric patients. Int J Eat Disorder 2016;49(2):180-185. (Pubmed Link)

 

Nicht-normatives Essverhalten und Psychopathologie bei präbariatrischen Patienten mit Binge-Eating-Störung und Night Eating-Syndrom

Zusammenfassung: 233 Teilnehmer der PRAC-Studie wurden vor ihrem adipositaschirurgischem Eingriff mittels Fragebogen und einem telefonisch durchgeführten Interview zu ihren Essgewohnheiten und ihrer Einstellung zu Figur und Gewicht befragt. 4,3 % der befragten Patienten gaben an, regelmäßig unter Situationen zu leiden, in denen sie übermäßig große Nahungsmengen innerhalb kurzer Zeit aßen und dabei das Gefühl hatten, die Kontrolle über das Essen zu verlieren (regelmäßige Essanfälle mit Kontrollverlust -> Diagnose: Binge-Eating-Störung). 8,6 % der Teilnehmer berichteten exzessives spätabendliches und/oder nächtliches Essen (Diagnose: Night-Eating-Syndrom). Patienten mit Binge-Eating und/oder Night-Eating aßen, im Vergleich zu Patienten ohne Auffälligkeiten im Essverhalten, häufiger aufgrund negativer Gefühle, in Abwesenheit von Hunger und wiesen Merkmale einer Nahrungsmittelabhängigkeit auf. Patienten mit einer Binge-Eating-Störung machten sich, im Vergleich zu Patienten mit einem Night-Eating-Syndrom, häufiger Sorgen über ihr Essverhalten und ihr Gewicht und wiesen mehr Auffälligkeiten im Essverhalten, insbesondere eine höhere Anzahl von Essanfällen mit Kontrollverlust auf.

Details zur Publikation

Baldofski S, Tigges W, Herbig B, Jurowich C, Kaiser S, Stroh C, et al. Nonnormative eating behavior and psychopathology in prebariatric patients with binge-eating disorder and night eating syndrome. Surg Obes Relat Dis. 2015;11(3):621–626. (PubMed Link)

 

Der Einfluss von Selbstwirksamkeit und Selbststigma auf die körperliche Aktivität präbariatrischer Patienten

Zusammenfassung: 179 Teilnehmer der PRAC-Studie wurden vor ihrem adipositaschirurgischen Eingriff mittels Fragebogen zu ihrer körperlichen Aktivität, Selbstwirksamkeit und ihrem Selbststigma befragt. Selbstwirksamkeit beschreibt die allgemeine Überzeugung, schwierige Situationen aufgrund der eigenen Fähigkeiten zu meistern. Selbststigma wiederum ist dadurch gekennzeichnet, dass negative gewichtsbezogene Vorurteile verinnerlicht und auf die eigene Person bezogen werden. Eine geringere Selbstwirksamkeit hing mit einer geringeren körperlichen Aktivität zusammen. Dieser Zusammenhang wird durch ein größeres Selbststigma erklärt. Bei der Vorhersage moderater und anstrengender körperlicher Aktivität kommt dem Selbststigma folglich eine wichtige Rolle zu.

Details zur Publikation

Hübner C, Baldofski S, Zenger M, Tigges W, Herbig B, Jurowich C, et al. Influences of general self-efficacy and weight bias internalization on physical activity in bariatric surgery candidates. Surg Obes Relat Dis. 2015;11(6):1371–1376. (PubMed Link)